FMH Geschäftsbericht
Geschäftsbericht 2018

01

Vor-

wort

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Mit Ausdauer zum Ziel

Dr. med. Jürg Schlup

Präsident der FMH

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Ausdauer bedingt auch Geduld

Dr. iur. Ursina Pally Hofmann

Generalsekretärin der FMH

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01

Vorwort

1.10 Mit Ausdauer zum Ziel

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Dr. med. Jürg Schlup

Präsident der FMH

Was wurde die Tarifpartnerschaft, ja was wurde die FMH in den letzten Jahren abgeschrieben: von den Journalistinnen und Journalisten, von den Parlamentarierinnen und Parlamentariern, ja vom Bundesrat, der bereits ein ganzes Massnahmenpaket zur schleichenden Aufhebung der Tarifpartnerschaft geschnürt hat.

Doch wir sind ausdauernder, als viele meinen. Was haben die unzähligen Arbeitsgruppen, Fachgesellschaften, Tarifdelegierten, die Abteilung Ambulante Versorgung und Tarife, mein Kollege Urs Stoffel seit dem Scheitern des neuen ambulanten Tarifs 2016 für eine Ausdauer an den Tag gelegt. Und endlich: Nach 15 Jahren haben es die Tarifpartner curafutura, MTK und FMH geschafft, eine gemeinsam verhandelte Leistungsstruktur zu genehmigen. Mit Ausdauer, Beharrlichkeit, unzähligen Gesprächen und Überzeugungsarbeit haben wir Ärztinnen und Ärzte geschafft, was uns schon lange nicht mehr alle zugetraut haben: Wir haben JA zur neuen Leistungsstruktur und damit JA zur Tarifpartnerschaft gesagt.

Das Zwischenziel ist erreicht, nun müssen wir noch die Abrechnungsregeln mit den Tarifpartnern verhandeln. Der Weg in unserem Marathon ist zwar nicht mehr so lange wie bisher, aber auch auf den letzten Kilometern kann noch viel passieren. Wir haben bereits gezeigt, dass wir Ausdauer und Geduld haben, und wir besitzen auch im Schlussspurt noch die notwendigen Kraftreserven, um gemeinsam mit unseren Tarifpartnern erfolgreich über die Ziellinie zu kommen. Damit können wir auch all denjenigen, die uns schon längst abgeschrieben haben, zeigen, dass mit uns als verlässliche Partnerin und mit uns als Tarifpartner auch in Zukunft gerechnet werden kann.

1.20 Ausdauer bedingt auch Geduld

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Dr. iur. Ursina Pally Hofmann

Generalsekretärin der FMH

Viele Menschen würden sich als ausdauernd bezeichnen, ebenso viele würden wohl behaupten, sie seien ungeduldig. Weil das so viele über sich sagen, raten Personalverantwortliche unterdessen davon ab, «Ungeduld» als negative Eigenschaft zu nennen, falls ein Bewerber nach solchen gefragt werden sollte. 

Auch wenn wir oft den Eindruck haben, vor Ungeduld bald zu platzen, schaffen wir es doch meist, dies nicht zu zeigen und nicht aufzugeben, weil wir unser Ziel im Auge behalten. Ausdauer bedeutet eben nicht nur, an etwas aktiv und über längere Zeit zu arbeiten. Vielmehr gehört dazu auch eine grosse Portion Geduld. Geduldig müssen wir nicht nur mit uns selbst sein, sondern auch mit unseren Partnern. 

Meine Erfahrung als Anwältin hat mich gelehrt, dass erfolgreiche Verhandlungen sehr oft sehr viel Geduld erfordern. Vor allem wenn es um viel geht, ist es wesentlich, Verhandlungen mit einem Ziel, guten Argumenten, taktischem Geschick, viel Geduld und auch Verständnis für das Gegenüber zu führen. Diese Zutaten für den Abschluss von Vereinbarungen müssen klug miteinander kombiniert werden. Im Laufe von Verhandlungen kommt dabei regelmässig der Impuls auf, die Sache hinzuschmeissen – die Geduld zu verlieren. Es besteht jederzeit die Möglichkeit, einen Fall dem Richter zur Beurteilung vorzulegen. Erfahrene Anwälte gehen diesen Weg aber nur sehr zurückhaltend, denn ihnen ist klar, dass der Ausgang jedes gerichtlichen Verfahrens äusserst ungewiss ist, selbst wenn man seine Chancen als recht gut einschätzt. Weshalb sollte ein Dritter denn auch eine bessere Lösung für ein Problem finden als die Verhandlungsparteien selbst? Jedenfalls gelingt es uns Anwälten in vielen Fällen, eine Vergleichslösung zu finden. Mit einem guten Vergleich ist keine der Parteien wirklich glücklich. Das liegt in der Natur der Sache, denn jeder Vergleich stellt einen Kompromiss dar. Beide Parteien verzichten auf einen Teil ihrer gestellten Forderungen. Deshalb gilt unter Anwälten auch das Bonmot «Nur wenn beide Parteien nicht ganz zufrieden sind, ist ein Vergleich ein guter Vergleich».

Nicht nur in Vergleichsverhandlungen, sondern auch im beruflichen Alltag braucht es viel Geduld, um Ziele zu erreichen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich in fast allen Fällen lohnt.